Wolfgang Riechmann konnte die Veröffentlichung seines ersten Soloalbums nicht mehr erleben. Zwei Wochen vor dem geplanten Erscheinungstermin wurde er in der Düsseldorfer Altstadt von zwei betrunkenen Männern grundlos niedergestochen. Wenige Tage später starb er an seinen Verletzungen – im Alter von nur 31 Jahren.
Das Album Wunderbar erschien im Herbst 1978 posthum (zwei Wochen nach Wolfgang Riechmanns Tod) auf dem renommierten Label Sky Records, das auch Künstler wie Cluster, Roedelius oder Michael Rother im Programm hatte. Es ist ein kompaktes, klar produziertes Werk elektronischer Musik, das sich stilistisch zwischen Krautrock, Ambient und minimalistischer Synthesizer-Ästhetik bewegt.
Riechmanns musikalischer Weg
Geboren 1947 in Düsseldorf, war Wolfgang Riechmann ein Teil der aufkommenden westdeutschen Elektronikszene der 70er Jahre. Mitte des Jahrzehnts spielte er kurzzeitig bei Streetmark, einer Band mit Einflüssen aus Progressive Rock, Elektronik und Krautrock. Später arbeitete er an Solomaterial und trat gelegentlich live auf, etwa im Club Ratinger Hof – einem bekannten Treffpunkt der Düsseldorfer Szene.
Sein Umfeld bestand aus Musikern, die später mit Projekten wie La Düsseldorf, Kraftwerk oder Der Plan internationale Bekanntheit erlangten. Auch wenn Riechmann nie die gleiche mediale Aufmerksamkeit bekam, war er als Künstler in der Szene anerkannt.
Das Album: Wunderbar (1978)
Aufgenommen und gemischt wurde das Album von November 1977 – Januar 1978 im Star Studio Hamburg. Riechmann spielte (fast) alle Instrumente selbst: Elektrisches Klavier, elektrische Geigen, ARP 2600 (Synthesizer), ARP Odyssey (Synthesizer), ARP Sequencer, elektrisches Schlagzeug, Röhrophon, Gitarre, Bass und seine Stimme.
Das Schlagzeug wurde von Hans Schweiß gespielt.
Die Titel:
Seite 1:
1. Wunderbar (5:40)
2. Abendlicht (4:21)
3. Weltweit (7:00)
Seite 2:
4. Silberland (7:41)
5. Himmelblau (8:38)
6. Traumzeit (1:11)
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war Wunderbar kaum bekannt. Die Umstände von Riechmanns Tod überschatteten die Musik. Auch kommerziell blieb das Album weitgehend unbeachtet. Erst in späteren Jahren – insbesondere mit dem wachsenden Interesse an Krautrock und elektronischer Musik – wurde das Album wiederentdeckt.
Die CD habe ich auch:
Fazit
Wunderbar ist ein ruhiges, strukturiertes Album mit konsequenter klanglicher Linie. Es richtet sich eher an Hörer, die sich für minimalistische Elektronik und die Entwicklung der westdeutschen Szene interessieren, als an ein breites Publikum.
Alles in allem trägt Wolfgang Riechmanns Werk aber den richtigen Namen. Es ist: Wunderbar!
Sein Tod kam zu früh, sein Album blieb zu lange unbeachtet. Heute verdient es einen Platz in der Geschichte elektronischer Musik aus Deutschland.
Wer sich für elektronische Musik der 70er interessiert, sollte Wolfgang Riechmann Wunderbar unbedingt einmal anhören.
In den letzten Jahren wurde Wunderbar mehrfach neu aufgelegt, u.a. auf Bureau B und Sky Records. Die Reissues sind sowohl auf Vinyl als auch auf CD erhältlich. Wer lieber digital hört, findet das Album mittlerweile auch auf Streaming-Plattformen wie Spotify oder YouTube. Der klare, analoge Klang macht es aber besonders als Vinyl empfehlenswert. Ich muss allerdings zugeben, dass ich kein Freund von digitaler Musik oder Streaming bin. 🙂
Die CD kann man zB.hier kaufen.
Zum Vinyl geht es hier entlang.
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