Roger Waters, Gründungsmitglied und kreativer Kopf hinter vielen Konzeptalben von Pink Floyd, veröffentlichte 1992 mit Amused to Death sein drittes Soloalbum. Tiefgründig, scharf gesellschaftskritisch und klanglich brillant produziert, gilt es bis heute als ein Höhepunkt seines Schaffens nach Pink Floyd – und als ein unterschätzter Klassiker des Progressive Rock.
Konzept & Hintergründe
Amused to Death ist ein Konzeptalbum, das sich kritisch mit der Rolle der Massenmedien, der Konsumgesellschaft und der psychologischen Kriegsführung auseinandersetzt. Waters lässt sich von Neil Postmans Buch Amusing Ourselves to Death (dt. „Wir amüsieren uns zu Tode“) inspirieren, setzt aber seinen ganz eigenen erzählerischen Schwerpunkt. Fernsehkultur, Religion, Patriotismus und die Auswirkungen des Golfkriegs werden zu einem dichten Klangbild verwoben, das in seiner düsteren Vision erschreckend aktuell geblieben ist.
Durch den Einsatz von Toncollagen, TV-Samples und Interviews wirkt das Album fast wie ein Audio-Feature. Eine wiederkehrende Figur ist ein alter Mann, der vor dem Fernseher sitzt – stellvertretend für eine Gesellschaft, die durch Dauerberieselung den Bezug zur Realität verliert.
Aufnahme & Produktion
Aufgenommen wurde das Album zwischen 1988 und 1992 in mehreren Studios, darunter:
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The Billiard Room, Roger Waters’ eigenes Heimstudio in London
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Olympic Studios, London
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CTS Studios, Wembley
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Angel Studios, Islington
Die Produktion übernahm Patrick Leonard gemeinsam mit Roger Waters selbst. Die sorgfältige Klanggestaltung umfasst unter anderem QSound – ein Verfahren zur Erzeugung eines dreidimensionalen Raumklangs, das dem Album eine besonders immersive Tiefe verleiht.
Mitwirkende Musiker
An Amused to Death waren zahlreiche hochkarätige Musiker beteiligt. Besonders hervorzuheben ist die Mitarbeit des Gitarristen Jeff Beck, dessen Soli dem Album an mehreren Stellen Intensität verleihen.
Die Mitwirkendem:
- Roger Waters – Gesang, Gitarre, 12-saitige Gitarre, Bass und EMU Synthesizer
- Jeff Beck– Gitarre
- Andy Fairweather-Low – Elektrische und akustische Rhythmusgitarre
- Tim Pierce – Gitarre
- B.J. Cole – Steel-Gitarre
- Geoff Whitehorn – Arpeggio Gitarre
- Steve Lukather – Gitarre
- Rick DiFonzo – Gitarre
- Bruce Gaitsch – Akustische Gitarre
- Randy Jackson – Bass
- James Johnson – Bass
- John Pierce – Bass
- John Patitucci – Akustischer und elektrischer Bass
- John ’Rabbit’ Bundrick – Hammondorgel
- Graham Broad – Schlagzeug
- Denny Fongheiser – Schlagzeug
- Jeff Porcaro – Schlagzeug
- Luis Conte – Percussion
- Steve Sidwell – Cornet
- Brian Macleod – Snare, Hi-Hat
- Katie Kissoon – Gesang
- P. P. Arnold – Gesang
- Rita Coolidge – Gesang
- Doreen Chanter – Gesang
- Natalie Jackson – Gesang
- N’Dea Davenport – Gesang
- Lynn Fiddmont-Linsey – Gesang
- The National Philharmonic Orchestra Limited
- The London Welsh Chorale
Trackliste (CD-Version)
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The Ballad of Bill Hubbard – 4:19
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What God Wants, Part I – 6:00
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Perfect Sense, Part I – 4:16
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Perfect Sense, Part II – 2:50
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The Bravery of Being Out of Range – 4:43
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Late Home Tonight, Part I – 4:01
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Late Home Tonight, Part II – 2:13
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Too Much Rope – 5:47
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What God Wants, Part II – 3:41
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What God Wants, Part III – 4:08
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Watching TV – 6:07
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Three Wishes – 6:50
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It’s a Miracle – 8:30
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Amused to Death – 9:07
Klang & Wirkung
Der Sound von Amused to Death ist orchestral, dramatisch und detailverliebt. Neben den Gitarren Jeff Becks beeindrucken die Klangcollagen mit TV-Schnipseln, Nachrichtenmeldungen und Geräuschen aus der realen Welt. Besonders in Stücken wie Perfect Sense oder What God Wants entfaltet sich das Album als bitterböser Kommentar zur Weltpolitik, ohne dabei musikalisch zu überfordern.
Waters gelingt ein seltener Spagat: musikalisch anspruchsvoll, textlich provokant – und doch zugänglich. Die Stücke wirken wie Kapitel eines düsteren Hörbuchs mit Rock-Besetzung.
Im Jahr 2016 gewann Amused to Death in einer Remasterten Version einen Grammy Award in der Kategorie Best Surround Sound Album.
Fazit
Amused to Death ist kein einfaches Album. Es fordert Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung, belohnt aber mit einem vielschichtigen Hörerlebnis, das sich auch über 30 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch bedrückend aktuell anfühlt. Für Fans von The Wall oder The Final Cut ist dieses Album Pflicht – und für alle anderen eine Einladung, sich auf eines der stärksten Werke der Solo-Ära von Roger Waters einzulassen.
Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Album schon gehört habe, aber es wird nie langweilig und ich lege es immer wieder gerne auf.
Das Album ist mehrfach neu veröffentlicht worden.
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Von Pink Floyd habe ich auf diesem Blog schon The Dark Side of the Moon besprochen.